Die Historie des Speichers

Herzlich Willkommen im SPEICHER77. Das denkmalgeschützte Gebäude hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Das ehemalige „Packhaus“ und „Speicher“ wurde vermutlich zwischen 1890 und 1893 erbaut. Es gehörte der traditionsreichen Tabakmanufaktur „Steinbömer & Lubinus“. Das Unternehmen wurde 1769 von den beiden Pastorensöhnen Justus Friedrich Steinbömer und Johann Heinrich Lubinus am nördlichen Neuen Weg gegründet. Zu dieser Zeit hatte der Hafen in Norden noch einen direkten Zugang zur See, der somit eine optimale Gegebenheit zum Transport von Rohstoff und Fertigware bot. Zudem galt in Ostfriesland das in Preußen 1766 eingeführte staatliche Tabakmonopol nicht.
Ausschlaggebend dabei war ein Dekret des preußischen Königs Friedrich des Großen aus dem Jahre 1764, in dem er verfügte, dass in den Städten und Flecken Ostfrieslands neue Fabriken gegründet und auswärtige Fachkräfte ins Land geholt werden sollten, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern.

Die Tabakmanufaktur Steinbömer & Lubinus weist bis heute mit 203 Jahren die längste Existenzspanne aller Unternehmen in Norden auf. Es bestand bis 1972 und gehörte lange Zeit neben „Doornkaat“ und der „Norder Eisenhütte“ zu den wichtigsten Arbeitgebern der Stadt. 1832 zählte es gar zu den zehn größten Unternehmen im Königreich Hannover, zu dem Ostfriesland seinerzeit gehörte. Es produzierte verschiedenste Tabake und Rauchwaren.

1878 eingeführte Schutzzölle und neue Steuern wurden der Firma zum Verhängnis. Nicht nur der Rohtabak verteuerte sich, auch die auswärtige Konkurrenz erschwerte die Geschäfte. Den 1884 drohenden Konkurs verhinderte der Kaufmann Jan (II.) ten Doornkaat Koolman, indem er das Unternehmen von den Steinbömers kaufte und es ihnen später zu sehr günstigen Bedingungen wieder zurück verkaufte. Als 1916 Justus Friedrich (IV.) Steinbömer ohne Nachkommen starb, erwarb Fabrikant Onno Behrends 1917 den Betrieb. Mit wechselndem Erfolg überstand Steinbömer & Lubinus die politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts. 1969 feierte die Firma noch ihr 200-jähriges Bestehen. Gegen die Konkurrenz der internationalen Tabakkonzerne hatte das kleine Unternehmen jedoch keine Chance mehr. 1972 wurde die Fabrik aufgelöst. Marke und Name gingen an die „Manufacture de Tabacs Heintz van Landewyk“ in Luxemburg. Danach wurde der Speicher überwiegend als Restaurantbetrieb genutzt. Das Gebäude wird im Verzeichnis der denkmalgeschützten Objekte der Stadt Norden geführt.